Antike und Mittelalter: Kein Bedarf nach Mobilität

In der Antike gab es ja auch schon Großstädte, in denen große Distanzen zu bewältigen waren – man denke nur an Rom oder Alexandria. Der Großteil der Bevölkerung aber bewegte sich auch über größere Strecken zu Fuß oder hoch zu Pferd. Überlieferungen über individuelle Personenbeförderungsmöglichkeiten gibt es keine.
Mobilität in Antike und Mittelalter
Mittelalterliche Städte waren durch Stadtmauern flächenmäßig beschränkt. Hinter den Mauern herrschte qualvolle Enge; die meisten Gassen waren zu eng, um mit Fuhrwerken oder Ähnlichem befahren zu werden. Die Straßen waren nicht befestigt – die Heidelberger „Steingasse“ trägt diesen Namen als Alleinstellungsmerkmal, weil sie eben mit Pflastersteinen befestigt war und als Zufahrt zur Neckarquerung eine wichtige Rolle spielte. Straßen und Gassen dienten zur Abfallbeseitigung; Abwasser und Fäkalien entledigte man sich vor der Haustür. Und Straßen und Gassen waren von Hausschweinen und Ratten bevölkert, die sich vorwiegend von den Abfällen ernährten.
“Der Großteil der Bevölkerung aber bewegte sich auch über größere Strecken zu Fuß oder hoch zu Pferd.”
Innerstädtische Personenbeförderung wurde daher von hoch stehenden Personen nicht aufgrund der überschaubaren Distanzen innerhalb der Stadt benötigt, sondern wegen der katastrophalen Straßenverhältnisse. Und dies bewältigte man in der eigenen Sänftbare, die von der Dienerschaft getragen wurde.
Mit dem Wachstum der Städte im 15. Jahrhundert setzte die Wende ein
Im 15. Jahrhundert nahm die Bedeutung des Fernhandels wieder zu, das Straßennetz, das nach dem Untergang des Römischen Reiches nur noch rudimentär vorhanden war, wurde wieder hergestellt und weiter ausgebaut. Und die Bedeutung der Städte und städtischen Lebens nahm zu.
Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden in Ungarn leichte Kutschen gebaut, die mit Lederriemen gefedert waren und somit wesentlich komfortabler waren als die bisherigen Fuhrwerke.
Um 1600 gab es in allen bedeutenden europäischen Großstädten wie Berlin, Paris, Wien und Warschau in Zünften organisierte Lohnfuhrwerke oder Lohnrössler, die den innerstädtischen Verkehr und Fahrten in die nähere Umgebung besorgten. Die Tarife wurden von den städtischen Behörden festgelegt, die Fahrpreisermittlung erfolgte nach Zeit. Die Lohnrössler führten allerdings hauptsächlich Sach- und weniger Personentransporte aus.